Die hohe Kunst der Vorgartengestaltung
Wir sind tatsächlich unterwegs. Auf unserem Rundumweg. Kommt uns noch ein bisschen vor, als würden wir nur einen kleinen Tagesausflug machen. Für drei, vier Tage unterwegs sein. Aber für zehn Wochen? Sehr surreal. Nachdem es heute frühmorgens noch in Strömen gegossen hat, ist zumindest das Wetter auf unserer Seite und sorgt für eine gute Moral.
Unser Startpunkt und zugleich erster Ort liegt an der Wesermündung gegenüber von Bremerhaven. Hier werden wir – wenn alles glatt läuft – in 68 Tagen wieder ankommen. Die 2.700 Seelen Gemeinde Blexen ist ein Stadtteil von Nordenham. Bei unserem ersten Halt ist uns das ehemalige Bahnhofsgebäude am Fähranleger ins Auge gefallen. Schickes verwinkeltes Gebäude, das allerdings gerade umgebaut wird. Steht hier schon seit 1907. Weiter Richtung Ortskern haben wir uns gefragt, ob wir uns beim Fotografieren von Kirchen zurückhalten müssen. Da die ja nunmal überall stehen. Nicht, dass unsere Fotostrecken zu eintönig werden. Aber die St.-Hippolyt-Kirche in Blexen mit ihrem schmucken Vorplatz und den herausgeputzten Nebengebäuden ist schon ein Besuch wert. Hier befindet sich auch der St.-Willehad-Brunnen. Ein aus Sandstein im neugotischen Stil als Memorial für den 789 in Blexen verstorbenen Bischof Willehad errichtet. Bevor wir hier zu viel von Wikipedia kopieren, zurück zu unseren eigenen Eindrücken. In Blexen wird die hohe Kunst der Vorgartengestaltung ausgeübt. Büsche in Form von Kugeln. Büsche in Form von Spiralen. Büsche in Form eines Kinderwagens. Hier in Blexen sind kreative Landschaftsgestalter am Werk. Und freundliche, aufgeschlossene Menschen. Wir wurden von jedem mit „Moin“ begrüßt. Bevor wir Blexen verlassen, erinnern wir uns noch an Roy Uwe Ludwig Horn. Besser bekannt als Roy vom Magierduo Sigfried und Roy, der die Volksschule im Nordenhamer Stadtteil Blexen besucht hat.
Eine Million Schafe (mindestens)
Auf dem Deichweg in Richtung Jadebusen kommen wir an gefühlt einer Million Schafen vorbei, die gemütlich auf dem Deich grasen. Waren bestimmt auch so viele. Da wir nicht genug Zeit hatten, alle zu fotografieren, haben wir hier exemplarisch mal ein paar ausgewählt, die den Millionen anderen sehr ähnlich sehen.
Versteckt auf dem 10-Mark-Schein
Direkt am Deich liegt auch der Ort Langwarden. Mit 286 Einwohner sehr überschaubar, hat die Gemeinde aber Berühmtheit auf dem letzten 10-Mark-Schein erlangt. Vielleicht nicht ganz offensichtlich. Aber wenn man genau hinguckt, dann erkennt man nicht nur Carl Friedrich Gauß, der sich vom 27. Juni bis 12. Juli 1825 in Langwarden aufgehalten hat, sondern auch ein Ausschnitt aus dem damaligen Vermessungsnetz. Und auf eben diesem Vermessungsnetz ist der Messpunkt Langwarden markiert. Auch in Langwarden haben wir der Kirche einen Besuch abgestattet. Die Laurentiuskirche. In ihr befindet sich eine rund 350 Jahre alte Orgel, die zu den bedeutendsten Instrumenten Norddeutschlands zählt.
Rocky Mountains in 8.107 Kilometern Luftlinie
An der Südwestspitze der Halbinsel Butjadingen befindet sich der Übergang vom Jadebusen zur Nordsee. Hier in Eckwarderhörne hatten wir bereits besten Blick auf unser Tagesziel Wilhelmshaven, das direkt gegenüber auf der anderen Seite des Jadebusens liegt. Ruhige Ecke hier. Spielplatz, Campingplatz und ein handgeschnitztes Hinweisschild mit der Info, dass sich 8.107 Kilometer vom Jadebusen entfernt die Rocky Mountains befinden.
Wo das weibliche Meer den Phallus umarmt
Eine Sehenswürdigkeit haben wir noch in petto. Unser letztes Ausflugsziel am ersten Tag unseres Rundumwegs trägt den Namen Dangast. Der Kurort ist Teil der Stadt Varel, hat 545 Einwohner und sehr schöne Strandabschnitte. Was aber besonders hängen bleibt – um genau zu sein „stehen bleibt“ – ist der über drei Meter hohe Phallus. Bildhauer Eckart Grenzer meißelte diesen 1984 direkt am Strand unter den Augen zahlreicher Zuschauer aus dem Granit. Das Teil trägt den Titel „Begegnung der Geschlechter“. Wir konnten allerdings nur ein Geschlecht feststellen. Eindeutig männlich. Später haben wir erfahren, dass das weibliche Meer alle zwölf Stunden den Phallus „umarmt“. Das haben wir uns nicht ausgedacht. Versprochen. Auf dem Dangaster Kunstpfad kommt man auch am Friesendom vorbei, der aus einem in vier Teile aufgespaltenem Granitblock besteht. Alles in allem eine sehr künstlerische Ecke hier am südwestlichen Jadebusen. Apropos Künstler. Hier findet auch das Watt En Schlick Festival statt. Angemessener Platz.
Ein Dankeschön
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal beim Hotel Keil in Wilhelmshaven bedanken, das uns mit einer Übernachtung auf unserem Rundumweg unterstützt hat. Danke dafür.
6 Kommentare
Der rot-weiß-söckige Reinfall in den Baum ist ja witzig!
Den Flamingo habe ich auch schon porträtiert, da stand er allerdings noch am Strand, neben dem Phallus beim Watt en Schlick-Festival.
Viele liebe Grüße ihr 2
Haben uns gedacht, dass du da sicher auch schon warst, als wir das mit dem Festival-Gelände bemerkt haben 😉
Super, weiter so. Höchst interessant. Gute Reise.
Danke. Wir geben uns viel Mühe 🙂
Sehr interessant….ich werde die nächsten 68 Tage viel Neues lernen! Dank euch! Weiterhin eine gute Reise….👋🏻
Freut uns. Wir werden sicher auch noch vieles lernen in den nächsten 68 Tagen 😉