Ein verlassener Ort, der gar keiner ist
Haben heute die Grenzregion unseres Nachbarlandes Tschechien ein bisschen näher erkundet. Ein Bisschen bedeutet in diesem Zusammenhang über eine Stunde auf einer tschechischen Landstraße unterwegs zu sein. Mitten durch den Oberpfälzer Wald. Soviel sei schon mal verraten: Hier hört dich niemand schreien. Straßenmarkierungen gibt es keine. Leitpfosten und Schilder? Unnötiger Schnickschnack. Sind an einer Handvoll Siedlungen vorbeigekommen. Nachtclub mitten in der Pampa. Daneben ein schickes Anwesen. Der Rest verlassene oder heruntergekommene Häuser. Um diese Parallelwelt wenige Kilometer hinter der deutsch-tschechischen Grenze fotografisch festzuhalten, haben wir uns die Ortschaft Pleš im westböhmischen Okres Domažlice als Ziel gesetzt. Die Gemeinde hatte 1939 über 1.000 Einwohner. Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung ab 1945 verfielen die meisten Häuser und sind heute nicht mehr sichtbar. Ein verlassener, düsterer Ort. Wir sehen schon die Fotomotive vor uns. Pustekuchen. Hier steht heute eine schicke Pension mit Restaurant. Top Google Bewertungen. Vor allem die Forelle vom Grill wird gelobt. Ein paar Meter weiter eine Handvoll schicker, bunter Wohnhäuser. Haben aus Trotz ein paar Kühe fotografiert.
Das ehemalige Konzentrationslager Flossenbürg
Wieder zurück auf deutscher Seite sind wir durch die Ortschaft Flossenbürg gefahren. Hier im Oberpfälzer Wald an der Grenze zu Tschechien befand sich von 1938 bis 1945 ein Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Auf einem Teil des ehemaligen Lagergeländes befindet sich heute eine Gedenkstätte. Nur sehr wenige Gebäude sind erhalten geblieben. Viele Spuren wurden beseitigt. Auf Teilen des Geländes wurde 1958 eine Wohnsiedlung errichtet. Erhalten geblieben ist unter anderem das 1940 errichtete Krematorium mit Sezierraum und Verbrennungsofen. Auch die Kommandantur, mehrere Wachtürme und ein Block des Arrestbaus, in dessen Hof mehr als tausend Menschen exekutiert wurden, sind noch zu sehen. Ein sehr bedrückender Ort. Das Schlimmste am Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg waren allerdings einige Schüler, die in Bussen scharenweise und gezwungenermaßen zur Gedenkstätte gekarrt werden, nur um dann grölend, kreischend und lachend über das Gelände zu stapfen. „Ey, vielleicht finden wir ja ne Leiche“ und „Robin, sollen wir dich mal in den Ofen stopfen“ sind nur einige Auszüge von dem gequirlten Schwachsinn, den wir uns anhören mussten. Traurig.
Eindrucksvoll gestaltete Fachwerkhäuser
Auf dem Weg zu unserem heutigen Übernachtungsort haben wir noch Halt in Neualbenreuth in der Oberpfalz gemacht. Beim Versuch, den jüngsten Vulkan Bayerns ausfindig zu machen, sind wir gescheitert. Stattdessen hatten wir einen weiten Rundumblick vom 20 Meter hohen Grenzlandturm nahe der tschechischen Grenze. Neualbenreuth liegt in der hügeligen Landschaft des 939 Meter hohen Tillenbergs. Von der 1.400 Seelen Gemeinde bleiben vor allem die eindrucksvoll gestalteten Fachwerkhäuser, der schmucke Marktplatz und der vom Bildhauer Günter Mauermann gestaltete Sagenbrunnen vor dem Rathaus in Erinnerung.
Ein Dankeschön
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal beim Hotel Post in Arzberg bedanken, das uns mit einer Übernachtung auf unserem Rundumweg unterstützt hat. Danke dafür.
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